Physik-Weltcup für Schüler findet in Bad Saulgau statt

Organisatoren erwarten Teilnehmer aus über 30 Ländern

Helsinki, Brisbane, Seoul, Wien, Teheran – Bad Saulgau. Die oberschwäbische Kleinstadt wird sich im Sommer in die Liste ihrer weltbekannten Vorgängerinnen einreihen, wenn sich die besten Nachwuchsphysiker vom 20. bis 29. Juli zum International Young Physicists‘ Tournament (IYPT), dem sogenannten Physik-Weltcup, in der Kurstadt treffen werden. Der anspruchsvolle Mannschaftswettbewerb findet an jährlich wechselnden Orten statt. Im vergangenen Jahr hatte sich das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®) aus Bad Saulgau beim Turnier in Teheran um die Austragung beworben und den Zuschlag bekommen.

Zahlreiche Unternehmen unterstützen den Wettbewerb

Die Veranstalter rechnen mit Kosten in Höhe von 400.000 Euro, die ausschließlich durch Spenden von Unternehmen und Stiftungen finanziert werden. Viele kleinere ortsansässige Firmen haben ihre Unterstützung zugesagt, aber auch Weltmarktführer wie das Medizintechnik-Unternehmen Aesculap aus Tuttlingen oder der Baumaschinenhersteller Liebherr sowie mehrere Stiftungen – zum Beispiel die Robert Bosch Stiftung oder die Dieter Schwarz Stiftung aus Neckarsulm – haben sich bereit erklärt zu helfen – mit finanzieller Unterstützung und auch mit Spezialisten aus den Unternehmen. Sie sollen vor allem den Finanzbereich, das Sponsoring und das Projektcontrolling mit professionellem Rat betreuen sowie sich um die Räumlichkeiten und die kulinarische Verpflegung der Teilnehmer kümmern.

Die Bereitschaft der Unternehmen zu helfen, ist enorm. Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende des Kuratoriums der Berthold Leibinger Stiftung und der Geschäftsführung der Trumpf GmbH, musste nicht lange überlegen, sich zu engagieren, denn „die begeisterten Jugendlichen von heute sind die kreativen und findigen Naturforscher, Erfinder und Entwickler von morgen. Deutschland lebt vom technologischen Vorsprung und braucht nicht nur qualifizierten, sondern auch engagierten Nachwuchs.“

Auch die Stadt Bad Saulgau hat ihre Hilfe zugesagt – personell und durch Bereitstellen von Räumlichkeiten. Im Stadtforum sollen die Eröffnungs- und Schlussveranstaltung sowie das Finale stattfinden. Die Vorrunden werden in den modernen Räumen der Kaufmännischen und Sozialpflegerischen Schule ausgetragen. Über diese Möglichkeit freuen sich die IYPT-Organisatoren ganz besonders. Die jungen Physikerinnen und Physiker aus aller Welt werden in den traditionsreichen Räumen des ehemaligen
Aufbaugymnasiums untergebracht.

Dr. Harald Naunheimer, Leiter der Zentralen Forschung und Entwicklung der ZF Friedrichs-hafen AG, hat sich ebenfalls von der Vorfreude anstecken lassen und sieht für sein Unternehmen einen großen Nutzen: „Es ist toll, dass die jungen Leute mit Spaß dabei sind, sich in komplizierte Fragestellungen der Physik einzuarbeiten und kreative Ideen finden. Das ist auch für unsere Mitarbeiter ganz wichtig: In der Forschung und Entwicklung müssen wir als Autozulieferkonzern bei ZF immer wieder Lösungen zu anspruchsvollen Aufgaben finden. Hier nicht aufzugeben, sondern in Teamarbeit einer Lösung nahe zu kommen, muss man geübt haben.“

Das deutsche Team war bislang am erfolgreichsten

Seit 1995 ist Deutschland jedes Jahr beim Physik-Weltcup vertreten und war bislang so erfolgreich wie keine andere Nation: sechsmal Gold und achtmal Silber. Rudolf Lehn, der Leiter des SFZ® und Chef des Organisationskomitees war von Anfang an immer mit vor Ort bei den Turnieren und hält die Herausforderungen für sehr anspruchsvoll: „Ich kenne keinen Schülerwettbewerb in Naturwissenschaft und Technik, der in so umfassender Weise, fachliche und kommunikative Kompetenzen fördert.“

In diesem Jahr haben sich Mannschaften aus 31 Ländern vorangemeldet, davon die Hälfte aus nichteuropäischen Staaten. Unter anderem werden Teilnehmer aus Neuseeland, Australien und China erwartet. Für das deutsche IYPT-Team haben sich in einer Vorauswahl auch Schüler aus anderen Bundesländern beworben. In mehreren Vorbereitungsseminaren werden die zehn Kandidaten aus Leipzig, Kassel, Lörrach, Biberach, Geislingen und Langenau ihre Forschungsarbeiten präsentieren und diskutieren. Fünf Teilnehmer werden am Ende nominiert.

Der Physik-Weltcup stellt hohe Anforderungen

Die Teilnehmer bereiten sich viele Monate auf den Wettbewerb vor. Dazu müssen sie die jeweils 17 komplexen Forschungsaufgaben vor Beginn des Wettbewerbs zu knacken versuchen. Am Austragungsort präsentieren sie ihre Lösungen dann in einem einwöchigen verbalen Wettstreit („physic fights“) auf Englisch und verteidigen ihre Lösungen gegen konkurrierende Teams.

Die Aufgaben beschreiben meist Alltagsphänomene und wirken daher auf den ersten Blick einfach. Im vergangenen Jahr musste beispielsweise untersucht werden, unter welchen Bedingungen Spaghetti, die auf einen harten Boden fallen, heil bleiben. In einer weiteren Aufgabe wurde der sogenannte Dominoverstärker untersucht. Eine Reihe von Steinen fällt,. sobald der erste Stein kippt. Jeder kennt diesen „Dominoeffekt“ bei gleich großen Steinen. Doch gibt es diesen Effekt auch, wenn die Dominosteine immer größer werden? Wie groß kann ein Stein sein, damit der Effekt noch funktioniert? Wo bringen die kleineren Steine die notwendige Energie her, um große Steine zu kippen? Ein Perpetuum Mobile gibt es offensichtlich nicht. Um das herausfinden, haben die Jungphysiker, verschieden große „Dominosteine“ aus Stahl und anderen Materialien anfertigen lassen und untersucht, wie groß der Abstand zwischen den „Steinen“ und ihr Größenunterschied sein darf, damit der kleinere den folgenden größeren noch umstößt.

Konzipiert wurde der Mannschaftswettbewerb 1979 von der Staatlichen Universität Moskau, die auch bis 1993 alleiniger Veranstalter war. 1994 fand das IYPT-Turnier zum ersten Mal im Westen – in den Niederlanden – statt. 1995 in Polen nahm erstmals ein deutsches Team teil und belegte auf Anhieb den ersten Platz. Nachdem die deutschen Schüler auch 1999 den Wettbewerb gewannen, entstand die Idee, ein Schülerforschungszentrum zu gründen.

Ansprechpartnerin
Bettina Zeiß, Rombach & Jacobi Kommunikation
E-Mail:zeiss@rombach-jacobi.de
Telefon: 0711 939230-22
Handy: 0171 9320775

Weitere Informationen:

http://iypt.de

www.facebook.com/iypt2012

 

Das Stadtforum von Bad Saulgau: Hier finden die Eröffnungsveranstaltung, das Finale sowie die Preisverleihung statt

Die Vorrunden werden in der Kaufmännischen und Sozialpflegerischen Schule ausgetragen

Luftaufnahme des ehemaligen Aufbaugymnasiums mit der Grünanlage in der Mitte der zwei Gebäude (oben links und unten rechts). Ein Teil der Schüler wird hier übernachten

Blick in den Aufenthaltsraum des ehemaligen Aufbaugymnasiums

Die deutsche Mannschaft gewann schon sechsmal Gold

Zwischen Bodensee und Donau: Bad Saulgau liegt im Zentrum Oberschwabens