28 Teams aus aller Welt kämpfen um den Sieg
21.07.2012 Am Samstag Vormittag ist in Bad Saulgau das International Young Physicists‘ Tournament (IYPT), der sogenannte Physik-Weltcup, eröffnet worden. Er steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Bad Honnef, und wird vom Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®), Bad Saulgau, organisiert.
Zur Eröffnungsfeier waren etwa 500 Gäste geladen, darunter die Teilnehmer aus den 28 angemeldeten Ländern samt Begleitpersonen sowie die Vertreter der zahlreichen Unternehmen, die den Wettbewerb mit Geld, Material und Personaleinsatz unterstützen, aber auch Landes- und Kommunalpolitiker, Schulleiter und viele Wissenschaftler kooperierender Universitäten.
Bis zum 26. Juli werden die jeweils fünfköpfigen Teams in fünf Runden, den „Physic Fights“, gegeneinander antreten. Die Aufgabe: Präsentation und Diskussion von physikalischen Forschungsprojekten, die vorab gelöst werden mussten. Der Wettbewerb findet auf Englisch statt, dennoch sind Muttersprachler nicht unbedingt im Vorteil. Siegreich ist am Ende das Team, das eine überzeugende Lösung der jeweiligen Aufgabe präsentiert und diese in einem rhetorischen Wettstreit auf Englisch verteidigen kann. Physikalisches Wissen, taktisches Geschick, Teamarbeit und Rhetorik sind entscheidend in diesem komplexen Wettbewerb für Schüler zwischen 16 und 19 Jahren.
Viele Unternehmen klagen schon jetzt über fehlenden gut ausgebildeten Nachwuchs. Dieser Trend wird sich vermutlich in den kommenden Jahren wegen des demographischen Wandels noch verstärken. Ein wichtiger Grund für viele, häufig global operierende Unternehmen, sich für den Wettbewerb zu engagieren. Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan unterstrich in ihrem Grußwort, wie wichtig Bildung gerade für Deutschland ist:
“Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung sind der Schlüssel für Fortschritt und Wohlstand. Die Physik spielt dabei eine zentrale Rolle. Um erfolgreich zu sein, braucht die Physik die Zusammenarbeit über Ländergrenzen und auch über Fächergrenzen hinweg. Diese Internationalität und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit prägen auch den Physik-Weltcup in Bad Saulgau. Die jungen Menschen haben die Gelegenheit, wichtige Kontakte zu knüpfen und sich zu vernetzten – eine gute Grundlage für eine mögliche spätere Karriere in der Wissenschaft.”
Für den feierlichen Rahmen sorgten neben dem Grußwort der Bundesministerin, die Grußworte der Bürgermeisterin von Bad Saulgau, Doris Schröter, des Leiters des lokalen Organisationskomitees, Rudolf Lehn, und der IYPT-Präsidenten, Alan Allison, der den Wettbewerb eröffnete. Dass Physik auch witzig sein kann, bewies der Physik-Professor Metin Tolan von der TU Dortmund. Seit Jahren erforscht er „Die Physik von James Bond“ und geht dabei augenzwinkernd der Frage nach, ob etwa die spektakulären Stunts streng wissenschaftlich betrachtet überhaupt möglich sind.
Seit 1995 nimmt Deutschland an dem jährlich an wechselnden Orten stattfindenden Wettbewerb teil – immer mit dabei Vertreter des SFZ®, das 1999 gegründet wurde, nachdem zum dritten Mal ein deutsches Team die Goldmedaille gewann. Auch der Leiter des SFZ®, Rudolf Lehn, war immer vor Ort: „Das IYPT ist ein Wettbewerb mit außergewöhnlichen Eigenschaften und Herausforderungen. Ich kenne keinen Schülerwettbewerb in Naturwissenschaft und Technik, der in so umfassender Weise, fachliche und kommunikative Kompetenzen fördert. Im IYPT sind Jugendliche aktiv, die über Netzwerkkompetenz verfügen, ein ausgeprägtes Argumentationsvermögen und Schlagfertigkeit zeigen, aber auch durch Präsentations- und Konfliktkompetenz herausragen. Diese jugendlichen Problemlöser aus der ganzen Welt treffen im IYPT zusammen, um in wissenschaftlichem Wettstreit und freundschaftlicher Weise gegeneinander anzutreten“, so Rudolf Lehn.
Die Veranstalter rechnen mit Kosten in Höhe von über 400.000 Euro, die komplett durch Spenden von Unternehmen, Stiftungen, öffentlichen, kommunalen und regionalen Institutionen und auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgebracht werden.
Die Teilnehmer des diesjährigen deutschen Teams kommen aus drei Bundesländern: Clemens Borys (19) und Paul Hege (16) aus Kassel, Lars Dehlwes (16) aus Erlangen, Tobias Schemmelmann (18) aus Lörrach und der Captain Michael Kern (17) aus Biberach.
Konzipiert wurde der Mannschaftswettbewerb 1979 von der Staatlichen Universität Moskau, die auch bis 1993 alleiniger Veranstalter war. Außerhalb der Sowjetunion war 1995 in Polen erstmals ein deutsches Team dabei und belegte auf Anhieb erneut den ersten Platz. Nachdem die deutschen Schüler auch 1999 den Wettbewerb gewannen, entstand die Idee, ein Schülerforschungszentrum zu gründen.
Teilnehmer des deutschen Teams:
Michael Kern (Captain), 17 Jahre, Biberach Wieland Gymnasium Biberach Schülerforschungszentrum Südwürttemberg( SFZ®), Ulm
Paul Hege, 16 Jahre, Kassel Wilhelmsgymnasium Kassel Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN Kassel)
Clemens Borys, 19 Jahre, Vellmar Friedrichsgymnasium Kassel Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN Kassel)
Tobias Schemmelmann, 18 Jahre, Lörrach Hans-Thoma-Gymnasium Lörrach phænovum Schülerforschungszentrum Lörrach-Dreiländereck
Lars Dehlwes, 16 Jahre, Erlangen Ohm-Gymnasium Erlangen, Erlanger Schülerforschungszentrum (ESFZ)
Ansprechpartnerin:
Bettina Zeiß
Rombach & Jacobi Kommunikation
E-Mail: zeiss@rombach-jacobi.de
Handy: 0171 9320775
Weitere Informationen:
Informationen über das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®)
Das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®) in Bad Saulgau wurde 1999 gegründet, nachdem zum zweiten Mal ein deutsches Team mit Schülern aus Oberschwaben beim wichtigsten Physikwettbewerb für Schüler, dem „International Young Physicists‘ Tournament“ (IYPT), den zweiten Platz belegt hatte. Seitdem fördert es den technischen Nachwuchs und möchte so dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Inzwischen gibt es weitere Standorte in Tuttlingen, Ulm und Friedrichshafen/Überlingen.
Das SFZ® ist Nachwuchsschmiede, Ideenwerkstatt, Forschungslabor, Wissenszentrum, Hochbegabteneinrichtung – und sozialer Treffpunkt: Mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Altersgruppen und aus vielen Teilen Baden-Württembergs kommen regelmäßig nach Bad Saulgau oder einen der weiteren Standorte, um eigenständig zu forschen, ohne feste Vorgaben und ohne Stundenplan. Mitbringen müssen die jungen Forscher Neugier, Durchhaltevermögen, die Bereitschaft, im Team zu arbeiten und an Wettbewerben teilzunehmen. Sie lernen selbstständig zu arbeiten, gemeinsam mit anderen komplexe Fragen zu erforschen, ohne vorher zu wissen, ob es dafür eine Lösung gibt. Sie lernen zu forschen und erlernen Techniken und Fähigkeiten, die sie auch später im Studium oder im Beruf brauchen. Die meisten Teilnehmer des SFZ® entscheiden sich nach ihrem Abitur für ein technisches Studienfach.
Im SFZ® wird Leistung auf höchstem Niveau erbracht. Trotzdem ist das Schülerforschungszentrum keine exklusive Hochbegabteneinrichtung. Zwar sollten die Teilnehmer Leistungsbereitschaft, Neugier und gute Mathematikkenntnisse mitbringen, genauso wichtig aber ist die Bereitschaft im Team zu arbeiten. Soziale Kompetenzen werden auf diese Weise ebenfalls gefördert. Neben Forschungsprojekten aus der Physik werden auch Fragestellungen aus der Mathematik, Informatik und Informationstechnik, Chemie, Biologie, Geowissenschaften und dem Bereich Technik untersucht. Für Grundschüler werden Physikwerkstätten angeboten.
Interessierte und leistungsbereite Schüler der Mittel- und vor allem Oberstufe an Gymnasien können im SFZ® außerhalb des schulischen Unterrichts eigenständig naturwissenschaftliche Kenntnisse vertiefen oder sich gezielt auf Wettbewerbe vorbereiten. Jeder Schüler bestimmt selbst, wie oft er ins Schülerforschungszentrum fährt. Denn gearbeitet wird nicht nur in Bad Saulgau, sondern auch zu Hause oder an den Herkunftsschulen der Schüler. Finanziell unterstützt wird das SFZ® vom Land Baden-Württemberg, der Stadt Bad Saulgau, dem Landkreis Sigmaringen, von Stiftungen, Unternehmen und privaten Spendern.
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