Deutsches Team mit sechs Schülern wurde in Ulm nominiert

Ulm, 4. Juni 2012 – Das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®) hat am Wochenende an seinem Ulmer Standort die sechs Mitglieder des deutschen Teams nominiert, das im Juli am so genannten Physik-Weltcup, dem International Young Physicists‘ Tournament (IYPT), in Bad Saulgau teilnehmen wird. Aus Kassel werden Clemens Borys und Paul Hege teilnehmen, aus Erlangen Lars Dehlwes sowie Michael Kern aus Biberach, Tobias Schemmelmann aus Lörrach und Jan Maier aus Langenau.

„Einigen Kandidaten absagen zu müssen, fällt natürlich nicht leicht“, erklärt Rudolf Lehn, der Leiter des SFZ®, „aber zur Fußball-EM kann leider auch nicht jeder mitfahren.“ Deutschland gehört – wie im Fußball – zu den Favoriten und hat beim Physik-Weltcup bereits siebenmal Gold gewonnen, mehr als doppelt so häufig wie die Nationalelf bei einer EM. Bei der Entscheidung hatten auch die zwei Physik-Studenten, die die Kandidaten und nun das Team bis zum Beginn des Weltcups betreuen und selbst als Schüler am Physik-Weltcup teil- genommen haben, einen gewichtigen Anteil. Sie gehören der deutschen IYPT-Mannschaft auch als Teamleader an.

Schon seit Monaten haben sich die zehn Kandidaten, von denen nun fünf das Rennen gemacht haben, sowohl an ihren Wohnorten als auch bei regelmäßigen Vorbereitungsseminaren am Ulmer Standort des SFZ® auf das Auswahl- verfahren vorbereitet. Beim letzten Treffen am vergangenen Wochenende stellten die Kandidaten ihre Projekte vor und diskutierten und beurteilten gegenseitig ihre Lösungsansätze. Damit übten sie zugleich den Ablauf des Physik-Weltcups. Denn schon vor Beginn des Wettbewerbs müssen 17 komplexe Forschungsaufgaben gelöst werden, die dann während des einwöchigen Turniers präsentiert und in einem verbalen Schlagabtausch („physics fights“) gegen die Konkurrenz aus über 30 Ländern verteidigt werden müssen. Natürlich auf Englisch. Für jede Wettbewerbsrunde vergibt eine international besetzte Jury Punkte. Die drei Teams mit der höchsten Punktzahl bestreiten das Finale.Der weltweit anspruchsvollste Physik-Wettbewerb für Schüler findet zum ersten Mal in Bad Saulgau statt und wird vom SFZ® organisiert. Die Veranstalter rechnen mit Kosten in Höhe von 400.000 Euro, die ausschließlich durch Spenden aufgebracht werden – von Stiftungen, der Stadt Bad Saulgau, des Landkreises Sigmaringen, des Landes Baden-Württemberg, das den Campus der ehemaligen japanischen Schule in Bad Saulgau zur Verfügung stellt, sowie von vielen kleinen, großen und auch weltbekannten Unternehmen, die alle dringend auf gut ausgebildeten technischen Nachwuchs angewiesen sind.

Wolfgang Hatz, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG, begründet das Engagement des Sportwagenherstellers: „Wir legen größten Wert auf die fundierte und qualifizierte Ausbildung wissenschaftlicher Fachkräfte. Je früher diese ansetzt, umso nachhaltiger können die Effekte sein, um den wachsenden Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können. Deutsche Industrieunternehmen haben im harten, globalen Wettbewerb nur dann eine Chance, wenn sie innovative Spitzentechnologie, Qualität und faszinierende Produkte herstellen. Um diese anspruchsvollen Ziele zu realisieren, benötigen wir junge Menschen, die neugierig sind, Spaß an technischen Fragestellungen haben und hartnäckig an intelligenten Lösungen arbeiten. Des- halb ist es uns ein großes Anliegen, die Ausrichtung des Physik-Weltcups 2012 zu fördern und zu unterstützen.“

Ein paar Aufgaben wurden von den deutschen Kandidaten bereits gelöst und nahmen schon erfolgreich an Jugend-forscht-Wettbewerben teil. Etwa „der pickende Specht“, der beim diesjährigen baden-württembergischen Landeswettbewerb von Jugend forscht in Physik den ersten und beim Bundeswettbewerb den zweiten Platz belegte. Kein Kinderspiel für die Nachwuchs- forscher, obwohl die Handhabung des beliebten Spielzeugs denkbar einfach ist: Ein kleiner Holzspecht ist mit einer Feder und einer Muffe an einer senkrechten Stange befestigt. Wird die Muffe nach oben geschoben und der Specht kurz angetippt, setzt er sich in Bewegung und gleitet ruckartig und klopfend die Stange herunter.

Was aber passiert – wissenschaftlich betrachtet – dabei? Mithilfe einer Video- kamera wurden zunächst die einzelnen Phasen der Bewegung dokumentiert und analysiert. Anschließend variierten und analysierten die Schüler mithilfe eigener Modelle, die kaum noch an ein Spielzeug erinnerten, die für den Zu- sammenhang von Reibung und Stoßprozessen relevanten Parameter. Nun fehlte nur noch die passende Theorie in Form von Bewegungsgleichungen, die eine Simulation des Bewegungsablaufs ermöglichen. Ein abschließender Vergleich machte deutlich, dass die theoretischen Ergebnisse mit den experimentellen übereinstimmten.

Bis zum Beginn des Wettbewerbs bleiben nun noch sieben Wochen Zeit, um die restlichen Aufgaben zu knacken und um den Ablauf der „physics fights“ immer wieder zu üben.

Teilnehmer:

Michael Kern (Captain) (17Jahre), Biberach Wieland Gymnasium, Biberach Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®), Ulm

Paul Hege (16 Jahre), Kassel Wilhelmsgymnasium, Kassel Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN Kassel)

Clemens Borys (18 Jahre), Vellmar Friedrichsgymnasium, Kassel Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN Kassel)

Tobias Schemmelmann (18 Jahre), Lörrach Hans-Thoma-Gymnasium, Lörrach phænovum, Lörrach

Lars Dehlwes (16 Jahre), Erlangen Ohm-Gymnasium, Erlangen Erlanger Schülerforschungszentrum für Bayern (ESFZ Erlangen)

Ersatz: Jan Maier (17 Jahre), Langenau Robert-Bosch-Gymnasium, Langenau Schülerforschungszentrum Südwürttemberg (SFZ®), Ulm

v.l.n.r.: Tobias Schemmelmann, Clemens Borys, Michael Kern, Paul Hege, Jan Maier (auf dem Bild fehlt: Lars Dehlwes)